Die Gründung des FC Barcelona durch den Schweizer Hans Gamper

Hans (Joan) Gamper - FC Barcelona

Der FC Barcelona gehört zu den erfolgreichsten Fußballclubs der Welt: 5 Champions League Siege, 24 spanischen Meisterschaften und 10 Weltfußballer des Jahres gingen aus dem Club hervor. Um nur einen Bruchteil dessen zu nennen, was aus sportlicher Sicht in den Geschichtsbüchern des FC Barcelona vorzufinden ist. Viele weitere Superlative zieren den Club.

Mit 162.000 Mitgliedern ist der FC Barcelona der mitgliedszweitstärkste Sportverein der Welt. Die Sportstätte des FC Barcelona, das Camp Nou, ist das größte Fußballstadion in Europa. Der Umsatz des Vereins lag im Geschäftsjahr 2016/17 bei 708 Mio. €.

Der FC Barcelona ist – getreu dem Vereinsmotto „Més que un club“ – mehr als ein Verein. Er ist der Stolz der katalanischen Volksseele und Symbol für den Widerstand der Katalanen gegen die spanische Unterdrückung, v.a. durch das Franco-Regime. Begonnen hat die eindrucksvolle Geschichte im Jahr 1899, mit einer schlichten Kleinanzeige in der Zeitschrift „Los Deportes“.

Alles begann mit einer Zeitungsanzeige

„Unser Freund und Partner, Hr. Hans Gamper, von der Fußballsektion der «Sociedad Los Deportes» und früherer Schweizer Meister, sich wünschend in Barcelona einige Spiele zu organisieren, erbittet jeden, der diesen Sport mag, ihn zu kontaktieren, dienstags oder freitags von 9 bis 11 Uhr abends in sein Büro zu kommen.“

Der aus Winterthur stammende Schweizer Hans Gamper kommt im Jahr 1898 nach Katalonien. Eigentlich auf Dienstreise, bleibt er in Barcelona hängen. Gamper verliebt sich in die Stadt, lernt sowohl Spanisch als auch Katalanisch und nennt sich fortan Joan, die katalanische Version des Namens Hans. Schon bald betreibt er einen erfolgreichen Import- und Exporthandel mit Zucker. Doch der Fußball fehlt ihm. Nachdem er keinen passenden Club finden kann – Ausländern wurde zu dieser Zeit die Aufnahme in den lokalen Sportmannschaften untersagt – reift in ihm der Gedanke einer Vereinsgründung. Obwohl erst 22 Jahre alt, war das kein Neuland für ihn, nachdem er in der Heimat zuvor schon an der Gründung des FC Zürich beteiligt gewesen war.

Über eine Zeitungsanzeige in der Sportzeitschrift „Los Deportes“, bei deren Gründung Gamper ebenfalls mitgewirkt hatte, sucht er schließlich nach Gleichgesinnten. Die Resonanz ist groß und nach ein paar wenigen Treffen beschließt eine 12-köpfige Gruppe um Gamper am 29. November 1899 die Gründung des Football Club Barcelona. Die Gruppe der Gründer bestand aus Katalanen, Mitgliedern der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde und aus Protestanten der Schottischen und der Englischen Gemeinden. Am Ende waren es sechs Katalanen, zwei Briten, drei Schweizer und der Deutsche Otto Maier, die an der Gründung des Vereins beteiligt gewesen waren.

Die Gründung des FC Barcelona stellte somit auch eine Gegenbewegung protestantischer Ausländer und liberaler Spanier zu den von katholischen und konservativen Spaniern gegründeten Sportvereinen dar. Dass daraus einer der erfolgreichsten Vereine der Welt hervorgehen sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt freilich noch keiner erahnen.

Hans Gamper aus Winterthur – Gründer, erster Mannschaftskapitän und fünfmaliger Präsident der Katalanen

Der erste Präsident des Clubs war der Engländer Walter Wild. Der erste Kapitän der Mannschaft war Hans Gamper selbst. 120 Tore in 51 Spielen erzielte der Stürmer seinerzeit für die Blaugrana. Die Copa Macaya und der Campeonato de Cataluna waren die ersten Wettbewerbe, an denen der FC Barcelona teilnahm. Gespielt wurde zunächst im Velódromo de la Bonanova, bis man 1909 ins neugebaute La Escopidora umzug. Das La Escopidora bot Platz für 6.000 Zuschauer und war das erste Stadion in Spanien, welches mit einer Flutlichtanlage ausgestattet war. Finanziert wurde das Stadion aus der privaten Hand von Gamper. Immer, wenn es dem Verein in den Folgejahren finanziell schlecht gehen sollte, war Gamper zur Stelle. Insgesamt fünfmal leitete er als Präsident die Geschicke des FC Barcelona. 1910 hatte der Verein bereits 560 Mitglieder. Der Club wird immer mehr zum Aushängeschild der Katalanen, denen damals schon nichts heiliger war, als die Unabhängigkeit von Spanien.

Die ersten schweren Tiefschläge in der Geschichte des FC Barcelona

Die Geschichte des FC Barcelona ist aber nicht nur von Höhen, sondern auch von Tiefschlägen geprägt. Die erste schwere Krise erlebte der FC Barcelona im Jahr 1925. Damit verbunden war auch der Beginn des persönlichen Niedergangs von Hans Gamper. Nachdem ein englisches Schiff im Hafen von Barcelona anlegte, lud Gamper die gesamte Besatzung ins Fußballstadion ein. Die Engländer brachten eine Musikkappelle mit und was eigentlich als Akt der Höflichkeit gedacht war, endete im Eklat. Die Musikkappelle der Engländer spielte die spanische Nationalhymne und das kam bei den Katalanen gar nicht gut an. Die Zuschauer reagierten mit einem gellenden Pfeifkonzert und Gamper wurde als Präsident von der spanischen Regierung für die vermeintliche politische Provokation verantwortlich gemacht.

Gamper wurde daraufhin unter dem Vorwand, er betreibe katalanischen Nationalismus, vom spanischen Diktator des Landes verweisen und als Vereinspräsident abgesetzt. Er durfte fortan keine Ämter mehr beim FC Barcelona bekleiden und es war ihm Rest seines Lebens verwehrt geblieben, wieder mit dem FC Barcelona verbunden zu sein. Für den FC Barcelona ging es nach 6-monatiger Schließung (Büros, Stadion, Spielbetrieb) weiter. Gamper jedoch machte diese Entwicklung schwer zu schaffen. Er kehrte in die Schweiz zurück und litt in der Folgezeit unter schweren Depressionen. 1930 nimmt er sich im Alter von 52 Jahren das Leben. In Barcelona wird später eine Straße nach ihm benannt und seine Rückennummer vom FC Barcelona für alle Zeiten gesperrt. Dass der FC Barcelona 1957 auch sein Stadion nach Gamper benennt, wurde durch den spanischen Diktator Franco untersagt. Zumindest die Trainingsstätte des FC Barcelona ist nach ihm benannt, das Ciutat esportiva Joan Gamper und bis heute findet jährlich die Joan Gamper Trophy statt, zu der Barcelona speziell einlädt.

Die Entwicklung des FC Barcelona zu Zeiten des Spanischen Bürgerkriegs

Die ersten Jahre nach Gamper waren geprägt von sportlichen Erfolgen. Neben einigen regionalen Meisterschaften gewann der FC Barcelona 1929 auch die spanische Meisterschaft, welche in diesem Jahr erstmalig ausgetragen wurde. Anfang der 30er Jahre ging es jedoch bergab. Die Mitgliederzahl sank, der Verein hatte finanziell große Probleme und auch sportlich blieb der Erfolg aus. Während des spanischen Bürgerkrieges blieb das Stadion geschlossen und diente als Militärlager. Kurz nach Beginn des Spanischen Bürgerkrieges wurde Josep Sunyol, der damalige Präsident des FC Barcelona, von Francos Truppen erschossen. 1938 zerstörte eine Bombe das Clubgebäude und im März 1940 wurde das Präsidium durch Franco-getreue Leute ersetzt, Teile des Wappens geändert und der ursprünglich anglizistische Vereinsname ins Spanische abgewandelt.

Der FC Barcelona sah sich durch diese Entwicklungen mehr denn ja als ein Symbol für die Unabhängigkeit Kataloniens und als Opposition gegen die Unterdrückung und die Willkür des Franco-Regimes. Die Spiele gegen Real Madrid waren geprägt von größter Rivalität. Der Hauptstadtclub wurde als Symbol der verhassten spanischen Zentralregierung gesehen. Auch Real Madrid war und ist bis heute für die Katalanen eben „mehr als ein Verein“.

Aufbruch in den 40ern

Mit den 40er Jahren lief es wieder besser für den FC Barcelona. Bis zum 50-jährigen Jubiläum des Clubs im Jahr 1949 gewann man 4 Mal die spanische Liga, 21 katalanische Meisterschaften, 9 Pokale und hatte rund 25.000 Mitglieder.
Der Rest ist Geschichte.

Udo Steinberg – längst vergessener deutscher Held in der Geschichte des FC Barcelona

Nicht viele Deutsche schafften es in die ruhmreiche Historie des FC Barcelona, einigen wenigen gelang es jedoch, sich nachhaltig in die Geschichtsbücher der Katalanen einzutragen.

Udo Steinberg - vergessener Held des FC Barcelona

So z.B. der Berliner Udo Steinberg, der sich – man mag es kaum glauben – als allererster Spieler überhaupt, Torschütze des El Clásico nennen darf. Beim 3:1-Sieg am 13. Mai 1902 gegen den damals noch FC Madrid (die Umbenennung in Real Madrid erfolgte erst 1920) heißenden Hauptstadtklub, traf Steinberg nicht nur zum 1:0, sondern gar per Doppelpack. Tragische Beinote dieser Historie: Jahre später verstarb der einstige Stürmer sehr plötzlich – und zwar an der Spanischen Grippe in Madrid.

Wer war dieser Udo Steinberg?

Zu Ehren der Volljährigkeit und der damit verbundenen Thronbesteigung des damaligen spanischen Thronfolgers Alfonso XIII, lud der Madrid Foot Ball Club die angesehensten Mannschaften Spaniens zu einem Wettstreit in die Hauptstadt ein. Das beste Team des Landes sollte gekürt werden. Mit der Zusage auf sich warten ließ nur der damalige Meister der Hafenstadt Barcelona, der FC Barcelona. Der Vorstand erachtete die Reisestrapazen von 600 Kilometer als inakzeptabel.

Das erste Spiel gegen Madrid

So war es Udo Steinberg schon zu verdanken, dass es überhaupt zum ersten Spiel zwischen Madrid und Barcelona kam. Der deutsche Immigrant, 1877 in Berlin geboren, will die Basken aus Bilbao, die sich im Vorfeld des Turniers selbst als beste Mannschaft Spaniens bezeichneten, eines Besseren belehren. Steinberg verfügte über die finanziellen Mittel und bot an, die Kosten für diejenigen Mannschaftskollegen vorzuschießen, denen das nötige Kleingeld für die Reise fehlte. Somit war die Turnier-Teilnahme des FC Barcelona beschlossene Sache.

Die ersten Tore der Copa del Rey

Im Halbfinale der ersten echten – wenn auch nicht anerkannten – Copa del Rey, erzielte der Mittelstürmer die ersten beiden Tore. Das Spiel war gleichzeitig auch das allererste Pflichtspiel der Madrilenen überhaupt. Auch im Finale gegen die Basken aus Bilbao traf Steinberg. Allerdings ging das Spiel mit 1:2 verloren und vor allem daran mag es wohl liegen, dass der Goalgetter selbst beim FC Barcelona vollkommen in Vergessenheit gerät.

Erst nachdem an der Sächsischen Hochschule Mittweida 2013 ein Hinweis einging, dass wohl einer ihrer Absolventen eine sehr wichtige Rolle in den Anfangsjahren des katalanischen Weltklubs gespielt habe, kam der Stein ins Rollen und die Recherchen der Hochschule nach dem vergessenen Helden begannen. Nach 3 ½-jähriger Spurensuche hatte man schließlich um die 40 Aktenordner beisammen und das Leben des Sportpioniers in einem knapp 300-seitigen Buch zusammengefasst („Zum Leben und Wirken von Udo Steinberg„).

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Udo Steinberg – Ingenieur und Sportpionier

Schon während seiner Schulzeit war Udo Steinberg ein begeisterter Fußballer und gründete bereits 1892 seinen ersten Fußballverein in Berlin. Von 1895 bis 1900 studierte Steinberg Elektrotechnik und Maschinenbau an der Sächsischen Hochschule Mittweida und auch während dieser Zeit setzte sich sein sportlicher Enthusiasmus fort. 1896 gründete er den Mittweidaer Ballspiel Club und das Stadion, welches er für den Club plant, verfügt nicht nur über eine überdachte Tribüne und Platz für mehr als 1000 Zuschauer, sondern es ist gleichzeitig auch das erste, welches unter Vereinsbesitz geführt wird.

Auch die Mannschaft hat Klasse. Mehr als zehn Studenten sollten später für die größten Klubs Europas spielen. 1899 sollte seine letzte Mitbegründung folgen. Aus der Chemnitzer Britannia ging später der Chemnitzer FC hervor. Auch, als es am 28. Januar 1900 in Leipzig zur Gründung des Deutschen Fußball Bundes DFB kam, hatte Steinberg ein gewaltiges Wörtchen mitzureden. So schrieb er nicht nur das Protokoll, sondern auch erst auf seinen Dringlichkeitsantrag hin, rangen sich die Delegierten zum Gründungsbeschluss durch.

Einer der wichtigsten Akteure in Barcas Anfangsjahren

Dass Steinberg später in Barcelona landete, war kein Zufall. Bis zu 50 Prozent ausländische Studenten studierten seinerzeit in Mittweida. Die weltweite Vernetzung war also schon damals sehr groß. Steinberg hatte als Ingenieur und Repräsentant in Barcelona einige deutsche Unternehmen vertreten und Otto Maier, einer der Gründer des FC Barcelona, war ein Freund aus alten Berliner Zeiten. Zwar gab es von Seiten des damals alles überstrahlenden Schweizers Hans Gamper zunächst Zweifel an der sportlichen Tauglichkeit Steinbergs – Gamper sah Steinberg als etwas zu beleibt an – diese legten sich aber bereits mit dem ersten Spiel, auch wenn dieses mit der zweiten Mannschaft des FC Barcelona mit 0:4 gegen den Stadtrivalen Espanyol verloren ging.

Die erste Fußballschule des FC Barcelona

Steinberg entwickelte sich zu einem der wichtigsten Akteure in der Anfangszeit des FC Barcelona. Zwischen 1901 und 1910 machte er mehr als 65 Spiele für die Katalanen, in welchen er über 60 Tore erzielte. Im März 1902 übernahm er außerdem die Leitung der ersten Fußballschule des Vereins, also quasi dem Vorläufer der legendären Talentschmiede „La Masia“. 14 Jahre lang hatte Steinberg diese Rolle inne. Schon früh und wohl früher als die meisten anderen, erkannte Steinberg die Wichtigkeit der Jugend für diesen Verein. Er war ein Meister darin, Spielzüge zu kreieren, Standard-Raffinessen einzuüben und etwaige körperliche Nachteile durch Techniktraining wettzumachen. Steinberg hat dem Sport eine ingenieurtechnische Perspektive verpasst und Erkenntnisse praktisch angewendet.

Darüber hinaus war Steinberg zwischen 1902 und 1907 auch noch Sprecher des Vorstandes des FC Barcelona, engagierte sich als Sportjournalist und ging seinem Beruf als Ingenieur nach. 1904 gründete er ein Ingenieurbüro in Barcelona und war in der Folgezeit Inhaber von mehreren Ingenieurpatenten. Ab 1906 wirkte er an Barcelonas Straßenbahnbau mit und 1916 entstand unter seiner Leitung die Firma „El mundo Deportivo“.

Im Alter von lediglich 42 Jahre verstarb Steinberg sehr plötzlich an der Spanischen Grippe in Madrid. Dass ihm der persönliche Ruhm verwehrt blieb, dürfte ihn nicht sonderlich gestört haben. Er war als eine Art Sportdirektor immer derjenige, der Entscheidungen suchte und auf die operativen Aufgaben aus war. Das Wissen um die großen Erfolge der Messis, Iniestas, Xavis und allen anderen zahlreichen Barcelona-Talenten, dürfte für ihn wohl die größte Erfüllung gewesen sein.